Schöne Scheisse – Interview mit Piero Masztalerz

Heute ist dein Glückstag

Cartoons gibt es wie Sand am Meer. Nun ja, nicht ganz, aber es gibt recht viele Cartoonisten, die jede Menge lauwarmen Spaß verbreiten. Selten sind die Zeichner, die aus der Masse herausstechen. Piero Masztalerz ist so einer. Zur Frankfurter Buchmesse erschien seine erste Sammlung als Buch im Comicverlag Edition 52. CRON stellte ihm ein paar Fragen.

Sprechende Mistkäfer, dämliche Vollpfostengermany48
Fies, roh, umgebremst: Der Humor des Piero M.

Kann Scheiße schön sein? Sie kann, vor allem wenn es ich um wirklich »heißen Scheiß« handelt, wie bei der kürzlich veröffentlichten Sammlung Heute ist dein Glückstag des Hamburger Cartoonisten Piero Masztalerz, der u.a. auch für den NDR die Trickfilmserie Frühstück bei Stefanie gezeichnet hat.

Mal hart an der Grenze, mal leicht drüber hinweg. Nach der Lektüre von Masztalerzens 140 Cartoons weiß man, wo guter Geschmack aufhört und frischer Humor anfängt. Da passt sogar ausnahmsweise auch ein Vorwort, wo normalerweise über den grünen Klee gelobt und in den verlängerten Rücken gekrochen wird. Jamiri hat recht: »zu gut«.

Denn: »Innerhalb dieser ganzen Schwemme von lustigen Bildern, über die man müde lächelt, weil sie halt »ganz nett« sind, stolperte ich regelrecht über Pieros Arbeiten«, so Jamiri in seinem Vorwort. Und deshalb ist es nur folgerichtig, dass die gesammelten Bildwitze von Piero Masztalerz nun gedruckt vorliegen. Zum Schmökern oder Verschenken.

Heute ist dein Glückstag

Heute ist dein Glückstag
Piero Masztalerz
Edition 52, Softcover, Farbe, 144 Seiten, 15 Euro, ISBN 978-3-935229-98-2


CRON fragt. Piero Masztalerz antwortet.cr ICON-Fragen
Der Zeichner im Interview.

Piero MasztalerzWieso hast Du Dir so ein schwer zu merkendes Pseudonym ausgedacht? [lacht] Oder willst du etwa behaupten, dass Dein Name echt ist?

Lieber Herr Foh… äh … Ha ... Hoh … Hofmann! Mein Name ist echt und er war sehr teuer. Er wurde im Übrigen von der NASA entwickelt! Nein, im Ernst, ich habe polnische, sizilianische und deutsche Vorfahren und ich wurde ein paar Mal von Außerirdischen vergewaltigt.

Welchen Einfluss hatte die Tatsache, dass Du Deinen Namen beim Einchecken in Hotels und überall sonst immer buchstabieren musst auf Deinen Humor?

Es hat eher Einfluss auf die Leute hinter mir und der ist nicht sehr humorig. Die müssen nämlich so lange warten, bis ich zu Ende buchstabiert habe. Aber Hauck und Bauer haben in meinem Buch, gleich als ersten Cartoon, eine hervorragende Eselsbrücke geschaffen. Damit schafft es jeder.

Was bringt Dich wirklich zum Lachen?

Ich lache über jeden Scheiß. Sehr gelacht habe ich z.B. als ich hörte, dass die FDP nicht mehr im Bundestag ist. Und über Ricky Gervais und Stephen Merchant kann ich mich ausschütten. In einer Folge ihrer genialen Serie »Extras« habe einmal am Stück dreieinhalb Minuten so sehr gelacht, dass meine Freundin dachte, ich sterbe jetzt endlich.Heute ist dein Glückstag

Dein Zeichenstil ist eigenwillig und damit auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig. Wie bei Gary Larson gewöhnt man sich aber sehr schnell dran und findet ihn dann sogar kongenial passend zu den Gags. Welche Vorbilder in Sachen Cartoons hast Du?

Vielen Dank! In der Tat war Gary Larson ein Vorbild. Ud auch heute kann ich von ihm noch eine Menge lernen. Genauso wie Walter Moers und Harald Schmidt. Die ich damals immer und immer wieder gelesen, bzw. angesehen habe.

Heute ist dein Glückstag

Dein Humor ist beim genaueren Draufsehen intelligenter als man zuerst denkt. Zwar scheint immer mal wieder der pubertierende Pennäler durch, aber das ist nur eine Facette von vielen. Eine andere ist eine gesellschaftskritische Haltung, wie z.B. die Witze über Social-Media-Aspekte zeigen. Könntest Du Dir vorstellen, auch tagespolitische Cartoons zu zeichnen, wie z.B. Haitzinger?

Ich zeichne sogar tagespolitische Cartoons! Die sind nur nicht im Buch, weil sie so eine geringe Halbwertzeit haben. Da bewundere ich übrigens auch Til Mette, der es schafft aktuell und klassisch gleichzeitig zu sein.

Ich würde die These aufstellen, dass gute Bildwitze nicht mit den Zeichnungen stehen oder fallen, sondern mit dem abgebildeten Humor. Überraschend war für mich Dein Nachwort in der Cartoon-Sammlung, in dem Du genau erklärst wie man Gags erfindet und schreibt. Das klingt alles plausibel und man wundert sich, warum man da nicht selbst schon drauf gekommen ist. Würdest Du sagen, dass mit dieser Anleitung fast jeder eigene Gags erfinden kann? Oder was ist das Element X, dass man in seinen Genen braucht, das einen Zeichner zum guten Cartoonisten macht?

Cartoons sind Kunst und Kunst ist eine Sprache. Man kann die Regeln und die Grammatik einer Sprache lernen (das habe ich versucht ein bisschen zu beschreiben), aber man wird so nicht gleich zum »native speaker«. Das wird man erst nach jahrelanger Praxis oder wenn man ein paar Jahre in dem Land gelebt hat. Auf die Cartoons bezogen: Man muss von morgens bis abends in Cartoons denken - und das Zeichnen natürlich nicht vergessen.

Heute ist dein Glückstag

Wie oft entsteht ein neuer Cartoon von Dir? Und wo kann man zurzeit Deine Gags lesen?

Meine Produktion hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verdoppelt, auch Dank des Lappan-Verlags, der zu immer neuen Werken aufruft, wie z.B. Fiese Bilder und Packende Bilder. Da muss man dann schon mal innerhalb von drei Wochen so 20-25 Cartoons abliefern.

Mittlerweile zeichne ich ca. alle zwei Tage einen Witz. Ich könnte mehr, aber die Verwaltung frisst mich auf. Ich bräuchte dringend eine Sekretärin. Was machst Du eigentlich beruflich?

Sehen kann man meine Sachen z.B. unregelmäßig auf Spiegel Online, im Eulenspiegel und der Titanic. Auf www.masztalerz.wordpress.com und am besten auf facebook.com/masztalerz.cartoons

 Die Fragen stellen Matthias Hofmann.

Abbildungen © Piero Masztalerz