»Und Doom beginnt seine Herrschaft mit nur zwei kleinen Dekreten.«
FRISCH GELESEN: Archiv
Doom – Herrscher der Welt Heft 1: »Lang lebe der Imperator!»
Story: Ryan North
Zeichnungen: R. B. Silva
Panini Comics
Heft | 40 Seiten | Farbe | 5,99 €
Doom – Herrscher der Welt Sonderband 1![]()
Story: Derek Landy, Benjamin Percy
Zeichnungen: Carlos Magno, Geoff Shaw, Pasqual Ferry
Panini Comics
Softcover | 144 Seiten | Farbe | 19,00 €
ISBN: 978-3-74164-473-3
Genre: Superhelden; Science Fiction, Fantasy
Für alle, die das mögen: Fantastic Four, Dr. Doom, Events
Ende 2026 kommt der fünfte Avengers-Film in die Kinos: Avengers: Doomsday. Da bietet es sich doch an, die Wartezeit mit Comics zu überbrücken. Und siehe da, passend dazu erscheint die fünfteilige Serie Doom: Herrscher der Welt, die von mehreren Sonderbänden und Tie-Ins flankiert wird. Der Regent von Latveria hat es weit gebracht, nun sogar zum Regierungsoberhaupt der gesamten Erde. Die Geschichte beginnt mit einer großen Rede des maskierten Despoten, in der er sich selbst überschwänglich lobt, Frieden und Wohlstand für all seine Untertanen verspricht und dafür lediglich zwei Zugeständnisse fordert: Kriege zwischen Nationen und Konflikte im Inneren sind ab sofort verboten. Doch so leicht wird es Doom dann doch nicht gemacht: Zum einen leistet Baron Zemo Widerstand, und dann sind da weitere zwei Gruppen, die Avengers und die Fantastic Four.
Die ersten 40 Seiten reichen noch nicht aus, um zu beurteilen, ob diese Miniserie nun ein gutes oder ein mittelmäßiges Comicabenteuer werden wird. In absteigender Reihenfolge seien die besten Leistungen von Heft 1 gelobt: Kolorist David Curiel bietet famos abgestimmte, äußerst gelungene und strahlend schöne Farben, die zum immer wieder Zurückblättern und Genießen einladen. Der Brasilianer Rubens Bernardino Da Silva bietet starke Splashpages, dynamische Action und starke Helden, besonders Iron Man sieht toll aus, während Dr. Strange etwas ungewohnt an einen Spanier oder vielleicht Südamerikaner erinnert. Die Story des Kanadiers Ryan North fängt stark an, erfährt mit ihrem Highlight am Ende des Heftes, mit der Wahl von Dooms »Fortbewegungsmittel« aber einen heftigen Drall ins Abgedrehte, man kann auch sagen, ins Lächerliche. Positiv formuliert: Allzu bierernst und politisch brisant scheint dieses Event nicht zu werden, sondern vermutlich eher netter Superhelden-Eskapismus mit mächtiger Bildgewalt. Im Filmbereich wäre das eine Direct-to-DVD-Veröffentlichung.
Zum zugehörigen Event gehören weitere Comics und die fleißigen Marvel-Marketing-Magier kündigen wie gewohnt ein gigantisches Ereignis an, das alles und jeden verändern wird. Nun ja. Dass Doom statt Stephen Strange nun der oberste Zauberer ist, mag für manche Leserinnen und Leser eine spannende Idee sein. Bei früheren Events wurde das Publikum gerne aufgefordert, sich für eine Seite zu entscheiden. Bist du ein X-Men oder fieberst du eher mit den Avengers mit? Ehrliche Antwort? Ich bin Team guter, in sich abgeschlossener Comic und nicht Team Cashcow. Gebt mir eine abgeschlossene Geschichte, nennt sie meinetwegen Graphic Novel, wenn es irgendwas bringt, aber lasst dieses Etikett »Event« doch einfach weg!
Dennoch haben wir uns bei CRON einen Ruck gegeben und uns auch noch den ersten Sonderband angesehen. Der umfasst fünf Comics und ist zeichnerisch und stilistisch sehr abwechslungsreich. Während »Erster Schultag« mit der Doom Academy irgendwo zwischen Harry Potter, Wicked und Young Jedi Adventures zu verorten ist, schielt auch »K-Pop-Helden« auf die Zielgruppe Young Adult und präsentiert Helden aus Asien im Doom-Event. Am ansprechendsten sind noch »Thinktank« und »Ein Verlorener« mit den Thunderbolts, und knackig und auf den Punkt ist die Geschichte »Ein neuer Job«, in der Dr. Strange als Zauberer in Asgard anfängt. Sonderband Nummer 2 enthält dann die Fortsetzungen dieser Comics.
Bei einigen Teenagern und Twens kann dieser Band vermutlich funktionieren, wenn sie zuvor noch nicht zu viele Marvel-Comics gelesen haben und total auf Dr. Doom anspringen. Was wirklich fehlt, um erwachsene Leser anzusprechen, zumal im Zeitalter anspruchsvoller Streaming-Serien wie Daredevil, ist schlicht eine relevante Story, die mehr mit unserer Zeit zu tun hat. Es mangelt doch aktuell wirklich nicht an realen Despoten, die sich darüber freuen, Zwietracht zu stiften und sich selbst als Lösung aller Probleme zu inszenieren. Doom: Herrscher der Welt stellt im Sonderband Fragen wie »Inwiefern schadet Sucht der Wirtschaft?« oder »Wie sähe ein Anschlag an einem wichtigen religiösen oder nationalen Feiertag aus?« – das klingt doch düster. Aber der Comic bleibt oberflächlich und bietet keine überzeugenden Einblicke ins Gehirn eines Schurken, sondern zeigt eher einen Doombot aus Disneyland.
[Stefan Svik]
Abbildungen © 2025 Marvel Comics / Panini / Ryan North, R. B. Silva / Derek Landy, Benjamin Percy, Carlos Magno, Geoff Shaw, Pasqual Ferry
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