Frisch Gelesen Folge 366: Marvel Comics Library: Silver Surfer

Marvel Comics Library: Silver Surfer Teaser

»The most eagerly-awaited epic of the year! The origin of the Silver Surfer!«


FRISCH GELESEN: Archiv


Das Titelbild von Marvel Comics Library: Silver Surfer

Marvel Comics Library: Silver Surfer: »1968–1970«

Autoren Artikel: Sal Buscema, Douglas Wolk
Text: Stan Lee
Zeichnungen: John Buscema, Jack Kirby (Pencils), Joe Sinnott, Sal Buscema, Dan Adkins, Chic Stone, Herb Trimpe (Inks)

TASCHEN Verlag
Hardcover | 706 Seiten | XXL-Format | Farbe | 150,00 €
ISBN: 978-3-8365-9156-0
(Es existiert eine Collector’s Edition von 1.000 nummerierten Exemplaren, in Kunstleder gebunden, mit eingefasstem ChromaLuxe-Aluminiumprint zum Preis vom 500 €. Das Buch gibt es in englischer Sprache.)

Genre: Superhelden

Für alle, die das mögen: Marvel Comics, Kaffeetischbücher, Silver Surfer


 

Superhelden haben in der Regel zwei Entstehungsgeschichten: eine offizielle Origin-Story und eine inoffizielle Kreationsgeschichte, die in der Regel so ist wie bei allen anderen Helden und Geschichten auch. Beim Silver Surfer ist diese jedoch besonders. Die Geschichte seiner eigentlichen »Geburt« ist nämlich eine schöne Anekdote, die Stan Lee erstmals 1975 im Begleittext im Band Son of Origins of Marvel Comics öffentlich bekannt machte.

In den 1960er-Jahren schrieb Stan Lee gefühlt fast alle Marvel-Serien selbst. Um das monatliche Pensum zu schaffen, etablierte er die sogenannte »Marvel Methode«. Für die Story eines neuen Hefts schrieb er kein volles Skript der Geschichte mit Dialogen, sondern nur ein, zwei Textabschnitte, um diese dann anschließend mit dem jeweiligen Künstler im Büro oder am Telefon zu besprechen.

Manchmal hat er die eigentliche Handlung sogar ganz dem Zeichner überlassen. Den Text für die Sprechblasen fügte Lee erst hinzu, wenn alle Comicseiten gezeichnet vorlagen.

Marvel Comics Library Silver Surfer Leseprobe

So kam es, dass Stan Lee sich eines Tages mit Jack Kirby traf, der damals der wichtigste, kreativste und produktivste Künstler bei Marvel war. Kirby hatte die ersten 20 Seiten der inzwischen legendären Galactus-Trilogie dabei, die schließlich in Fantastic Four #48-50 veröffentlicht wurde. Und als Lee die Seiten sah, bemerkte er eine neue Figur: ein kleiner silberfarbener Humanoide mit Glatzkopf, der auf einem Surfbrett stand und durch die Luft flog. Dieser erschien nur so klein, weil Kirby ihn maßstabsgetreu neben dem riesigen Weltenfresser Galactus, der größer als alle Wolkenkratzer New Yorks war, darstellte.

Kirby erklärte, dass ein gigantisches, gottgleiches Wesen wie Galactus, das komplette Planeten auf seinem Speiseplan hatte, einen Herold bräuchte, der die Galaxien durchstreift, auf der Suche nach neuer Nahrung. Eben diesen Silver Surfer.

Der Rest ist Geschichte und die Figur des Surfers wurde zum Kult.

Der Kölner TASCHEN Verlag legt im Herbst 2023 mit dem inzwischen fünften Prachtband wegweisender Marvel-Comics aus dem Silver Age die komplette erste Serie Silver Surfer vor.

Marvel Comics Library Silver Surfer Leseprobe

Diese 18 Hefte, die in den USA von 1968 bis 1970 erschienen sind, zählen viele Marvel-Fans zu den besten Comicserien, die das Silver Age zu bieten hat. Ich selbst begegnete dem Silver Surfer während der Williams-Zeit in den 1970er-Jahren. Damals wurde er auf Deutsch als Zweitserie in der Serie Der mächtige Thor veröffentlicht.

Nach seinem US-Debüt in der Serie Fantastic Four und wiederholten Auftritten dort, sah Stan Lee an den positiven Reaktionen der Leser, dass die Figur das Potenzial für eine eigene Serie hatte. Als dieses Realität wurde, fiel sie von Anfang an aus dem Rahmen, denn sie erschien zunächst nur alle zwei Monate, hatte dafür einen erweiterten Umfang von 68 Seiten und kostete mit 25 Cents mehr als das Doppelte eines regulären 12-Cents-Marvelhefts.

Auch inhaltlich ging Lee besondere Wege. Der Autor meinte später: »Mit dem Silver Surfer hatten wir endlich einen Comic für unsere älteren, gebildeten, einfühlsamen und fantasievollen Fans geschaffen.«

Marvel Comics Library Silver Surfer Leseprobe

Es war die Zeit der Hippiebewegung und Flower Power. Der Vietnamkrieg war auf seinem Höhepunkt. Lee konstruierte eine Entstehungsgeschichte für den Surfer, die voll den damaligen Zeitgeist aufgriff. Während er in Fantastic Four noch ein mysteriöses Alien war, das von Galactus wegen Ungehorsams auf die Erde verbannt wurde und eine unsichtbare Barriere ihn davon abhielt, den Menschenplaneten zu verlassen, bekam er in seiner eigenen Serie erstmals einen Namen und eine ausgearbeitete zweite Origin-Story. Der Silver Surfer heißt Norrin Radd. Sein eigentlicher Heimatplanet war Zenn-La und es lebte dort, viele Lichtjahre entfernt, eine Frau, die er über alles liebte und für Galactus zurücklassen musste: Shalla-Bal.

Der Silver Surfer zählt zu den mächtigsten Wesen im Marvel-Universum, deshalb sind auch seine Gegner und Herausforderungen gigantisch. Zu seinen Erzfeinden zählt Mephisto, der Teufel schlechthin, aber auch die Beziehungen zu Menschen machten ihm das Leben schwer. Mal war er eine Art Messias, oft war er ein Ausgestoßener, Missbrauchter und Verratener. Die dramatischen Gesten und Posen, in denen der begnadete John Buscema den Silver Surfer gezeichnet hat, haben mich damals als Teenager tief beeindruckt. Ebenso wie die wunderbare Schönheit von Shalla-Bal.

Wie die ersten vier Bände von Taschens Marvel Comics Library kommt Silver Surfer im XXL-Format von rund 28 mal 39,5 Zentimetern daher. Die 706 Seiten wiegen satte 4,75 Kilogramm.

Marvel Comics Library Silver Surfer Leseprobe

Neben den eigentlichen Comics gibt es wieder das gewohnt umfangreiche Bonusprogramm: Umschläge mit Werbeanzeigen von damals, Leserbriefseiten, Fotos von Originalseiten und ähnliches. Die Comics sind auf matterem Papier gedruckt, um die Haptik der alten Comichefte zu simulieren. Teil des Bonusmaterials sind auch seltene Bilder und Fotos, bibliografische Angaben und Inhaltszusammenfassungen jedes einzelnen Originalhefts.

Neben der nummerierten, auf 5000 Exemplare limitierten Ausgabe bietet der Verlag noch eine auf 1000 Exemplare limitierte Collector’s Edition an: in Kunstleder gebunden, mit eingefasstem ChromaLuxe-Aluminiumprint, im Schuber für den großen Geldbeutel, sprich für 500 Euro.

Das Taschen-Kaffeetischbuch ist ein absolutes Juwel für alle Fans des Silver Surfers und der Comics aus dem Silver Age von Marvel. Eine noch bessere Edition ist schier nicht vorstellbar.

 

[Matthias Hofmann]

Marvel Comics Library Silver Surfer Leseprobe

Abbildungen © 2023 Marvel


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