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Frisch Gelesen Folge 425: Feral 10

Feral Nr. 10 Teaser

»Ich spürte, wie mein Körper zitterte und unter seiner Kraft nachgab … Ein Teil von mir hätte alles mit sich machen lassen.«


FRISCH GELESEN: Archiv


Feral Nummer 10

Story: Ömer Yalinkilic, M.W. Ludwig, Markus v. Renthe-Fink, Christoff RDGZ, Ester Cardella, Tim Schulze Dieckhoff
Zeichnungen: Ömer Yalinkilic, Kritzelkunst, Markus v. Renthe-Fink, Hernán González, Ester Cardella, Tim Schulze Dieckhoff

Chapter-X Comics
Magazin | 36 Seiten | s/w | 6,66 €
ISBN: n/a

Genre: Horror

Für alle, die das mögen: Schwarzweiß-Horrorcomics der 1970er Jahre, italienische Trashfilme, Vampire, Okkultismus



Wer hätte das gedacht? Feral, das Comicmagazin, das laut seinem Untertitel »Illustrierte Geschichten zum Gruseln« präsentiert, ist Anfang des Jahres 2025 bei der Nummer 10 angelangt. Grund genug, um in die neuste Ausgabe genauer hineinzuschauen.

Wir erinnern uns: Die Nummer 1 ist im Dezember 2019 erschienen. Nicht wenige hätten dem Projekt nur zwei, drei Hefte gegeben. Zu klein schien doch die Lesernische, für die ein solches Heft infrage kommt.

Fünf Jahre später erscheint Feral immer noch. Der Preis von 6,66 Euro ist sogar gleich geblieben. Wenngleich man erwähnen muss, dass der Umfang der Nummer 10 mit nur 36 Seiten etwas schmalbrüstig ausgefallen ist.

Der Grund für die Reduktion der Seitenzahl scheint nicht finanzieller Natur zu sein, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern ein ganz anderer. Feral soll nun alle drei Monate erscheinen. »Um das zu bewältigen, mussten wir die Seitenzahl geringfügig reduzieren, da wir nicht so schnell zeichnen können«, erklärt Herausgeber Ömer Yalinkilic im Vorwort.

Das Titelbild der neuen Ausgabe zeigt einen deftigeren Kurs, nachdem die vorige Nummer 9 aus Sicht von Horrorcomicfans wirklich etwas zahm und fast schon langweilig geraten war. Die Italienerin Ester Cardella ist nicht nur für die Coverillustration verantwortlich, sondern auch für einen Comic im Innenteil. Sie steht auf Blutsauger, Reizwäsche und Erotik. Ihre Comicheldin, eine barbusige Vampirin, darf sich im Innenteil im ersten Teil des Comics »Bloodlust« von einem gut gebauten Schönling von hinten nehmen lassen. Wer auf Vampirella-Exotik mit Softporno-Touch steht, der kommt hier voll auf seinen Kosten, denn die Künstlerin Cardella, die sich selbst gerne in Lack und Leder kleidet und Fan von großen Erotikcomiczeichnern wie Manara und Serpieri ist, beherrscht ihr Metier.

Ester Cardellas Comic läßt den Pheromonspiegel steigen

Herausgeber Ömer Yalinkilic setzt seinen Comic »Dreams in the Witchhouse« fort. Auch hier geht es um weibliche Vampire, die sich aber gesitteter zeigen. Ömer hat seinen Schwarzweißstil weiter entwickelt und weiß durch einen Realismus zu überzeugen, der besonders durch eindrucksvolle Gesichtsausdrücke der Protagonistinnen glänzt. Allerdings macht sich inzwischen etwas negativ bemerkbar, dass sich die Handlung nun schon über viele Hefte erstreckt, also über Monate und Jahre, so dass man gar nicht mehr weiß, wie die Story angefangen hat. Zum Glück gibt es eine umfangreiche Zusammenfassung zu Beginn des neuen Teils.

Der beste Comic von Feral 10 ist meiner Ansicht nach »Kein Monster unter dem Bett« von M.W. Ludwig und Detlef »Kritzelkunst« Klewer. Die vierseitige Pointenstory überzeugt durch einen professionellen Zeichenstil, eine gelungene Panelaufteilung und einen gruseligen Schluss.

Atmosphärischer Horror Made in Germany

Für Freunde von Schwert-und-Magie-Storys im Geiste von Conan der Barbar dürfte der Comic »Helden« von Markus v. Renthe-Fink von Interesse sein. Die Zeichnungen von Renthe-Fink wurden getuscht von Chris Arieswendha. Inhaltlich geht es um einen Barbaren, der einer nackten Schönheit zum Opfer fällt. Wie schon bei Cardella gibt es hier viel nackte Haut und kopuliert wird ebenso.

Der Comicteil wird abgerundet durch den Beitrag »Bloody Hitch-Hiking«. Der Spanier Hernán González hat ein Skript von Christoff RDGZ grafisch umgesetzt. Dieser Kurzcomic kann besonders mit einem ausgereiften Stil überzeugen. Die Story endet mit einer schockierenden Pointe. Denn wenn man ihn gelesen hat, wird man nachts keine schönen Anhalterinnen mehr mitnehmen …

Auch Hernán González beherrscht sein Metier

Neben den Comics gibt es auch diesmal ein paar redaktionelle Seiten, mit Fotos und kleinen Bildbeiträgen, wie früher in den US-Schwarzweißmagazinen. Das rundet den Gesamteindruck schön ab und zeigt die Liebe zum Detail.

Mit der Nummer 10 kann man konstatieren, dann sich Feral etabliert hat. Die Qualität der Zeichnungen ist weiterhin auf einem guten Weg. Die Storys schwanken zwischen Old-School-Grusel und Nichts-für-Feministinnen-Horror.

In jedem Fall bin ich gespannt, ob 2025 wirklich vier Ausgaben erscheinen werden und drücke schon mal vorsichtig die Daumen.

[Matthias Hofmann]

 Abbildungen © 2025 Chapter-X Comics / Ömer Yalinkilic / Kritzelkunst / Ester Cardella / Hernán González


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