Comic-Fachpressen-Index 2012-2014 - Interview mit Werner Berres

cfi 2012-14

Der neue Comic-Fachpressen-Index ist da. Nicht nur für Listen- und Indexfans gedacht, ist dieses akribisch erstellte Nachschlagewerk, das »Register deutschprachiger Comic-Fachperiodica«, welches in unregelmäßigen Abständen von Werner P. Berres als Zebra Sonderband veröffentlicht wird. Die neuste Ausgabe umfasst die Jahre 2012 bis 2014 und stellt - von Alfonz bis Zack - die Magazine und Comicfachperiodika der aktuellen Zeit vor. Ergänzend zu Inhaltslisten gibt es auch spezielle Indexe, die nach Autoren- oder Themen geordnet sind.

CRON fragt. Werner P. Berres antwortet.cr ICON-Fragen
Der Indexer im Interview

Werner K. Berres SelbstporträtWerner, der neue Comic-Fachpressen-Index liegt vor mir. Was für eine akribische Fleißarbeit … kannst Du abschätzen, wie lange Du daran gesessen bist?

Wenn man einzelne Artikel in Comicfachzeitschriften wiederfinden möchte, notiert man am besten bei der Lektüre genau, wo was steht. Und da man oft vorher gar nicht im Detail weiß, was man irgendwann später mal sucht, muss man halt alles notieren. Das ist geradezu unvermeidlich, wenn die Literaturliste was taugen soll. Hat mit Fleiß eigentlich nichts zu tun. Vielleicht mit Konsequenz, oder Effizienz, oder Kompetenz.
Angefangen haben wir so früh wie möglich, denn beim Auswerten laufender Publikationen empfiehlt es sich, zügig vorzugehen, weil sich sonst die Arbeit schnell stapelt. D.h. wir haben Ende 2011 begonnen, als das Zack für Januar 2012 erschienen ist. Aus dem Comicmagazin werden die Artikel und Interviews im Index berücksichtigt. Und jetzt, Mai 2016, sind wir bei der Auslieferung des Bandes an Abonnenten, Vorbesteller und Händler angekommen.
Das heißt aber nicht, dass wir viereinhalb Jahre lang ununterbrochen daran gearbeitet hätten. Im Gegenteil! Unsere Hauptbeschäftigung im Zebra-Studio ist nach wie vor das Schreiben und Zeichnen.
Wir bestücken alle paar Tage unsere Zebra-Comics-Webseite mit Comics, Illus und Cartoons, arbeiten an der nächsten Zebra-Ausgabe, liefern Skripte, Zeichnungen oder ganze Comicstories für andere Herausgeber (wie jüngst BRETT™ für Comix, seit Nr. 46, und Commander-Cork-Episoden für das Gringo-Logbuch, ab Januar 2013), und während der Zeit, in der wir den Index 2012-14 erstellten, realisierten wir weitere Projekte wie das Katastropolis-Album, in Zusammenarbeit mit Zampano/Virtual Graphics (2012) und das Paperback Commander Cork 4, in Kooperation mit Gringo (2013). Im selben Jahr erschien Zebra 18 und irgendwann dazwischen eine Kurzchronik von Zebra unter dem Titel »Sensationsjournalismus und kulturelle Mission«, sowie regelmäßig halbjährlich der Zebra-Newsletter als Special auf splashcomics.de - und nebenbei haben wir dann den Comic-Fachpressen-Index 2009-2011 veröffentlicht (2012), dann den für 2000-2002 (2014) und jetzt (2016) den Index für die Jahre 2012-2014.

Comic-Fachpressen-Index 2012-2014 Titelbild

Danke für den Werbeexkurs in die Produktpalette der letzten zehn Jahre [lacht]. Das lassen wir natürlich drin …

Der Index erfasst Fachmagazine wie Alfonz, Comixene, Reddition, Sprechblase oder Periodika wie Comic Report oder Deutsche Comicforschung. Allerdings auch Gratis-Werbeblättchen wie Wieselflink oder Comics & mehr. Nach welchen Kriterien wird hier ausgewählt?

Mit der Comic-Fachpressen-Index-Reihe haben wir Ende der 1980er Jahre angefangen. Seinerzeit haben wir möglichst alles erfasst, was wir für relevant hielten. Inzwischen sind die meisten der damaligen Zeitschriften eingestellt worden, einige wurden wiederbelebt, wenige sind dazugekommen, und ein paar haben sich umstrukturiert, teilweise mehrfach. Das Comics & Mehr beinhaltete früher auch Artikel, Interviews, Zeichnerportraits u.ä., zuletzt gab es allerdings kaum noch Beiträge dieser Art.
Und betreffs Wieselflink: 2014 hat sich bestimmt nicht jeder in Erlangen das Programmheft des Salons gekauft, aber zigtausende Salon-Besucher haben umsonst das Wieselflink mitgenommen und dank unserem Index finden sie dort -zumindest auszugsweise- das interessante Interview mit Klaus Janson als Nachdruck aus dem Programmheft.

Naja, dass sich zigtausende Salon-Besucher das Wieselflink mitgenommen haben, bezweifle ich doch stark. Und dass sich mehr als eine Handvoll Leute dieses Werbeblatt überhaupt nach Hause transportiert, dürfte auch ein Märchen sein. [schmunzelt] Hier solltet Ihr vielleicht mal überlegen, was wirklich Relevanz hat. Aber dessen ungeachtet sind da doch ganz schön viele Publikationen und Informationen zusammengekommen. Die gedruckte Comicfachpresse ist, trotz Internet, noch lange nicht tot. Oder vielleicht gerade wegen dem Internet?

Diese intermedialen Beziehungen sind ein weites, wohl noch recht unerforschtes Feld. Vermutlich bedienen Printobjekte und digitale Auftritte verschiedene Bedürfnisse. Solange es diese Bedürfnisse gibt, halten sich auch die entsprechenden Medien.

Was ist die größte Herausforderung für Dich an diesem Projekt und welcher Aspekt macht Dir am meisten Spaß?

Für einen Bibliothekar ist ein Literaturverzeichnis anzulegen eigentlich keine allzu heftige Herausforderung, sondern ein einziger großer Spaß. Hin und wieder ist es etwas knifflig, passende Suchbegriffe zu finden. Deshalb haben wir dem alphabetischen Sachregister eine systematische Übersicht der verwendeten Schlag- und Stichworte vorangestellt, wo der Leser sich orientieren kann, welche Begriffe bei welchen Themenkreisen benutzt werden.

Comic-Fachpressen-Index 2012-2014 LeseprobeListe der erfassten Publikationen mit Beispielindex


Wenn Du so die Zeit von 2012 bis 2014 Revue passieren lässt, konntest Du einen Trend ausmachen?

Das Angebot der Fachzeitschriften hat sich gegenüber unserem vorherigen Comic-Fachpressen-Index 2009-2011 wenig verändert. Von den länger laufenden Reihen sind nur Das sagte Nuff und das Lexikon der Comics nicht mehr dabei. Und im Sommer 2012 hat sich auch der Szene Whatcher verabschiedet. Fast alle anderen erschienen so (un)regelmäßig wie eh und je, mit leichten Schwankungen bei der Sprechblase. Neu hinzugekommen sind nur Alfonz (nach einer ersten Nullnummer in 2011) und seine Ableger Alfonz-Enzyklopädie und Camp.

Inhaltlich gesehen hat die Berichterstattung über digitale Comics deutlich zugenommen. Während im CFI 2009-11 - neben der Beschreibung einzelner Internet-Comics - nur eine Handvoll Beiträge über digitale Comics verzeichnet waren, füllen die Nachweise im neuen Band beinah eine ganze Seite. Umfangmäßig ungefähr gleichgeblieben ist die Anzahl der Artikel über Graphic Novels, über autobiographische Comics und über Literaturadaptionen, leicht zugelegt hat die über Comicforschung, und sogar stark vermehrt hat sich die Zahl der Beiträge über die Sammlerszene. Als neue Stichwörter gibt es z.B. »Comicförderung« und »Frauencomics«; inwieweit sich diese etablieren, bleibt abzuwarten.

Welche der indexierten Publikationen liest Du besonders gerne und warum?

Fast alle haben ihren spezifischen Reiz. Für uns als Autoren und Zeichner ist natürlich das COMIC! Jahrbuch immer eine lohnende Lektüre, wegen der ausführlichen Werkstattberichte hiesiger Künstler und wegen der Interviews mit den aktuellen ICOM Independent Comic-Preisträgern. Als Selbst-/Klein-/Co-Verleger sind wir dankbar für die präzisen Marktberichte im Comic Report. In puncto Allround-Magazin rangiert Alfonz knapp vor der Sprechblase. Und die Reddition mit ihren umfangreichen Dossiers möchten wir auch nicht missen.

Im Internet erscheint immer mehr Sekundärliteratur zu Comics. Könntest Du Dir vorstellen, hier eine Art Auswahlbibliographie pro Jahr zu erstellen, die z.B. online erscheinen würde, also mit Linksammlung?

Dazu fehlen uns leider die Kapazitäten. Mit der Auswertung der Printmagazine sind wir bereits ausgelastet. Aber im Prinzip ist das eine prima Idee, vor allem, wenn die Links direkt zu den Volltexten führen!

Die Fragen stellte Matthias Hofmann.

Abbildungen & Foto © 2016 Zebra/W.P. Berres


Die nackten Fakten

Comic-Fachpressen-Index 2012 bis 2014
(Zebra Sonderband 19)
DIN A 4, Softcover, 300 Seiten, s/w, 20 Euro

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