Bunte Dimensionen: Programm bis Juli 2012 mit Interview

Abt: Wie ein Schweizer Uhrwerk

 

Bunte Dimensionen: Programm September 2011 bis Juli 2012

Interview mit Thierry Zeller

Im Oktober 2005 startete der Verlag Bunte Dimensionen, ein Kollektiv von Comicbegeisterten, mit der ersten Produktion von drei neuen Serien. Auf die ersten Bände von Die Töchter der Aphrodite, Die Ewigen und Der Gesang der Strygen folgten regelmäßig neue Hardcover für Freunde frankobelgischer Comickunst.

Knapp sechs Jahre später kann man konstatieren, dass der Verlag sich unauffällig etabliert hat und nahezu jeden Monat zuverlässig einen neuen Titel veröffentlicht. Matthias Hofmann sprach mit Thierry Zeller, dem Verlagsleiter von Bunte Dimensionen, über den Stand der Dinge. 


Thierry, wir sprechen heute über die beiden neuen Serien im Programm von Bunte Dimensionen: Arctica und Hannibal Meriadec. Aber erzähle uns zuerst ein paar Worte zum aktuellen Stand bei Bunte Dimensionen, der ja kein klassischer Verlag ist, sondern eher ein Team von Leuten, die gerne frankobelgische Comics verlegen.

Wer zählt anno 2011 zur Kernmannschaft und wie sind die Aufgaben verteilt? 

Ich glaube, am einfachsten ist es, die beteiligten Leute an Hand unseres Produktionsablaufes aufzuzählen.

Sobald wir uns entschieden haben, einen Comic zu publizieren kommt als erster Roland Schulz ins Spiel. Er ist unser Bindeglied zu unseren französischen und belgischen Freunden. In diesen Aufgabenbereich fällt all das, was irgendwie mit dieser Beziehung zu tun hat: Lizenzverträge, Datenbesorgung, Verhandlungen, Beschaffung von Ansichtsexemplaren und somit auch das Aufspüren von Titeln, welche zu unserem Verlag passen könnten.

Als nächstes kommen unsere drei Übersetzer zum Zug: Astrid Brachlow, Bertram Hartig und Roland Kunz.Alle drei unterrichten Französisch am Gymnasium. Sie sollen das Original so nah als möglich übersetzen.

Diese Übersetzungen erhalten dann Christiane und Udo Graf. Sie kümmern sich um das intensive Geschäft der Korrektur, des Lektorats und arbeiten direkt mit unserem Grafiker zusammen.

Kai-Uwe Wallner bekommt zunächst die erste lektorierte Version, um sie in die Sprechblasen einzufügen. Nach der zweiten Version setzen sich Udo und Kai-Uwe dann zu einer dritten Korrektur zusammen, um die letzten Fehler zu beseitigen. Danach werden druckfähige Daten hergestellt und diese landen jetzt zur letzten Durchsicht bei mir.

Womit wir dann bei mir wären. Ich sehe mich ein bisschen als die zentrale Schnittstelle. Meine Aufgabe besteht darin, die Produktion termingerecht zu organisieren.

Nun fehlen noch unsere beiden »Außenpolitiker«: Stephan Schunck und Arndt Teinert. Arndt ist für unseren Webauftritt verantwortlich. Stephan ist unser Mann für Außenwirkung und -wahrnehmung. Er hält intensiven Kontakt zur comicaffinen Presse. Dazu gehören unsere Flyer, Artikel, Newsletter, einfach alles, was mit Marketing und Werbung zu tun hat.

Von Arctica ist gerade der zweite Band erschienen. Die Serie wurde Ende 2010 gezielt als »gutgehütetes Geheimnis« auf der Comicbörse »Intercomic« in Köln lanciert, wo ihr auch erstmals mit einem Stand vertreten wart. Wie waren hier die Erfahrungen? Man konnte danach lesen, dass ihr das nicht wiederholen werdet. 

Es gibt zwei Analysen dazu. Erstens hat sich Köln als reiner Comic-Flohmarkt erwiesen und somit für einen Stand mit fester Preisbindung untauglich. Zweitens kann man bei der Flut von Novitäten und möglicherweise davon überforderten Comiclesern kaum noch mit einer subjektiv »besonderen« Neuerscheinung wahrgenommen werden. Es war ein Versuch, auf eine Novität von uns aufmerksam zu machen.

Welchem Typus Comicleser sollte Arctica gefallen?

Bestimmt solchen Comiclesern, die unsere beiden SF-Serien Travis und Acriborea bereits kennen. Außerdem die Publikationen aus Delcourts SF-Label »Serie B«, z.B. Aquablue oder Carmen McCallum. Und natürlich allen, denen Luc Bessons Meisterwerk Das fünfte Element gefallen hat.

Im Oktober startet eine neue Serie: Hannibal Meriadec. Was gibt es dazu zu sagen? 

Hannibal ist ein waschechter Spin-off zu Drachenblut. Es geht um die Jugendgeschichten des Piratenkapitäns Meriadec. Dass das Team von Acriborea für dieses Projekt verantwortlich ist, hat uns nicht nur sehr gefallen, sondern bürgt auch für hervorragende Qualität. Lasst Euch überraschen.

Bunte Dimensionen ist ein Kleinverlag, der jeden Monat pünktlich eine Neuerscheinung auf den Markt bringt. Die Comics sind gut gemacht. Die Veröffentlichungspolitik ist transparent. Das Programm ist stimmig. Was andere Verlage nie auf die Reihe kriegen, sieht bei euch aus wie »business as usual«. Es gibt kaum Angriffsflächen für Kritik. Und trotzdem wird der Verlag und seine Comics allgemein wenig wahrgenommen.

Irgendwie hat man das Gefühl, dass »BD« ein gut gehütetes Geheimnis ist, das nur absolute Insider kennen. Woran liegt das? Macht ihr zu wenig Werbung? Ist das Programm nicht spektakulär genug?

Ich denke, Du hast unsere Schwachstelle erkannt. Es ist vermutlich unser Marketing. Auf Messen erleben wir oft erstaunte Gesichter über die Existenz unseres Verlages. Das ist eigentlich ein bisschen schade, weil die Erfahrung uns gezeigt hat, dass unser Programm von unseren treuen Lesern sehr geschätzt wird.

Als Bunte Dimensionen gegründet wurde sah der Markt anders aus. Frankobelgische Serien waren nicht im Überfluss vorhanden, wie noch zu den Blütezeiten des Carlsen Verlags, von Ehapa/Feest oder des alten Splitter Verlags. Heutzutage ist nicht nur der Albenmarkt gut gesättigt, sondern es herrscht auch ein knallharter Kampf um gute Lizenzen.

Wie schwierig ist es als Kleinverlag wie Bunte Dimensionen, an eine gute Lizenz zu kommen? Kommt es oft vor, dass eine Serie, die ihr gerne machen wolltet, von einem anderen Verlag weggeschnappt wurde? 

Was ist eine »gute« Lizenz? Leider kann man die guten Verkaufszahlen von Titeln aus Frankreich und Belgien nicht nach Deutschland transferieren. Bisher hatten wir das Glück an die Rechte zu kommen, welche wir gerne haben wollten. Das kann aber auch daran liegen, dass wir von unseren Partnerverlagen als seriös wahrgenommen werden.

 Wie lief das beispielsweise im Fall von Hannibal Meriadec? 

Das war eigentlich ganz einfach, da wir bereits die Lizenz zu Drachenblut besaßen.

Abbildungen © Bunte Dimensionen; bei Originaltitelbildern bei den jeweiligen Verlagen


Die nackten Fakten 

Al'togo Band 2: Endstation Südbahnhof
Story: Morvan, Zeichnnungen: Savoia
HC, 48 Seiten, Farbe, 14 Euro, ISBN: 978-3-938698-59-4
Erscheint: September 2011

Hannibal Meriadec Band 1: Der Orden der Asche
Story: Istin, Zeichnungen: Cordurié
HC, 48 Seiten, Farbe, 14 Euro, ISBN: 978-3-938698-58-7
Erscheint: Oktober 2011

Travis Band 8: Blaues Gold
Story: Duval, Zeichnungen: Quet
HC, 48 Seiten, Farbe, 14 Euro, ISBN: 978-3-938698-57-0
Erscheint: November 2011


   

Der Gesang der Strygen Band 12: Absturz
Story: Corberant, Zeichnungen: Guérineau
HC, 48 Seiten, Farbe, 14 Euro, ISBN: 978-3-938698-60-0
Erscheint: Dezember 2011

Das große Spiel Band 4: Indochina
Story: Pécau, Zeichnungen: Pilipovic
HC, 56 Seiten, Farbe, 15 Euro, ISBN: 978-3-938698-65-5
Erscheint: Januar 2012

Millennium Band 5: Der Schatten des Antichrist 
HC, 56 Seiten, Farbe, 15 Euro, ISBN: 978-3-938698-66-2
Erscheint: Februar 2012

Al'togo Band 3: Geheimpolizei
Story: Morvan, Zeichnnungen: Savoia
HC, 48 Seiten, Farbe, 14 Euro, ISBN: 978-3-938698-67-9
Erscheint: März 2012

Arctica Band 3: Die Passagiere der Vorgeschichte 
HC, 48 Seiten, Farbe, 14 Euro, ISBN: 978-3-938698-68-6
Erscheint: April 2012

Hannibal Meriadec Band 2: Das Manuskript des Karlsen 
HC, 48 Seiten, Farbe, 14 Euro, ISBN: 978-3-938698-69-3
Erscheint: Mai 2012

Travis Band 9: Dommy
HC, 48 Seiten, Farbe, 14 Euro, ISBN: 978-3-938698-70-9
Erscheint: Juni 2012

Der Gesang der Strygen Band 13: Kräfte
HC, 52 Seiten, Farbe, 15 Euro, ISBN: 978-3-938698-76-1
Erscheint: Juli 2012