»Doch dann erhebt sich ein tapferer Hahn und stellt sich den Aggressoren entgegen … denn manchmal muss ein Hahn tun, was ein Hahn tun muss!«
FRISCH GELESEN: Archiv
Rooster Fighter 1 und 2
Story: Shu Sakuratani
Zeichnungen: Shu Sakuratani
altraverse
Softcover | je 192 Seiten | s/w | je 10,00 €
ISBN: 978-3-96358-7771-1 (Nr. 1), 978-3-7539-0734-5 (Nr. 2)
Genre: Action, Horror
Für alle, die das mögen: Chainsaw Man, TMNT, abgefahrene Manga
Die Japaner mal wieder …
Immer, wenn man denkt, man hat schon alles gelesen und gesehen, dann kommt eine neue Variante um die Ecke und kann durchaus verblüffen. Die neue Mangaserie Rooster Fighter erzählt so eine altbekannte Geschichte. Aber mit Twist.
Im Kern haben wir es hier mit einem Plot aus der Monster-Schublade zu tun: Monster bedrohen Menschen und auch schon mal Tiere. Doch einer stellt sich den Monstern entgegen: ein Hahn.
Genau so wird die Serie vom Verlag vermarktet: »Dies ist die legendäre Geschichte, wie ein Hahn die Menschheit rettet!«
Ist das nicht doch noch mal was anderes? Kenji ist ein Kampfhahn mit dem gewissen Extra. Er kämpft nicht in einer kleinen Arena bei Hahnenkämpfen gegen Artgenossen, wovon man vielleicht schon einmal gehört hat, sondern er legt sich mit außerirdischen Monstern an. Die tauchen in vielerlei Gestalt in Japan auf und richten Unheil an.
Alarm! Ein Monster ist los!
Kenji ist nicht nur ein furchtloser Kämpfer. Er ist auch ein Macho wie aus dem Lehrbuch. Er bricht die Herzen von verliebten Hennen reihenweise und vor allem ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn es ihm zu viel wird, zieht er weiter. Neuen Abenteuern entgegen. Meist schon nach einer leidenschaftlichen Kopulation und der anschließenden Nacht im Hühnerstall.
Das Ganze ist einigermaßen skurril, aber kurioserweise in sich stimmig. Der Hahn klopft markige Männersprüche, gibt sich nach außen hin hart, agiert aber nach festen Prinzipien und einer Art Ehrenkodex. Im Grunde ist es so, dass er die Monster bekämpft, weil er den Tod seiner Schwester rächen will, die vor seinen Augen von einem dieser großen Biester aufgefressen wurde. Aber er hat auch einen weichen Kern. Denn er lässt sich von einem kleinen Küken erweichen, dass in ihm den großen Meister sieht und ihm folgen will, um so zu werden wie er.
Gebrochene Hühnerherzen pflastern seinen Weg
Rooster Fighter ist aber nicht nur wegen des eigenwilligen Macho-Charakters des Hahns unterhaltsam, sondern auch, weil Mangaka Shu Sakuratani seiner Fantasie freien Lauf lässt. Die Monster sind nicht von der Stange und irgendwelche bekannten Drachen, Zombies oder Ähnliches, sondern kreative Ungeheuer, die für seitenweise Action sorgen, wenn es zum Kampf kommt.
So gibt es das Samurai-Frisur-Monster, das Afro-Löwen-Monster, das Schmelzkäsemonster, das Adipositas-Monster und viele mehr. Und schon im ersten Band ist erkennbar, dass die Serie gezielt mit Running Gags arbeitet. So ist Kenji kampfbereit, wenn ihm der Kamm schwillt und er dann mit seinem »Killer-Kampf-Kikeriki" die Fetzen fliegen lässt.
Die Zeichnungen von Shu Sakuratani passen gut zur Handlung. Sie sind ausgereift und nicht zu oberflächlich, aber auch nicht zu detailliert. Kampf- und Actionszenen werden über mehrere Seiten mit der adäquaten Intensität dargestellt. Man könnte fast schon behaupten: Da stimmt alles.
altraverse hat dem Manga ein etwas größeres Format spendiert, was der Zeichenkunst von Shu Sakuratani entgegenkommt. Die Erstauflage von Band 1 kommt mit vier coolen Postkarten als Extras.
Kampfhahn Kenji ist der Coolste
Rooster Fighter ist eine Empfehlung für alle, die einfach abschalten und sich gut unterhalten wollen. Der Verlag empfiehlt die Serie ab 16 Jahren. Natürlich ist es eine Shonen-Serie, die eher für Jungen und Männer konzipiert ist, und das Machogehabe von Kampfhahn Kenji wirkt stellenweise etwas »old school«. Und – Achtung! – es wird immer mal wieder chicken-style gevögelt.
Aber das alles passt innerhalb des Bezugssystems dieses Mangas stimmig zum Gesamtbild. Wer sich darauf einlässt, kann sich auf haarsträubende Action, kauzige und extravagante Figuren sowie eine gehörige Portion Humor freuen.
Fazit: Guilty Pleasure der Kategorie 1. Überraschend gut.
[Matthias Hofmann]
Abbildungen © 2022 Altraverse GmbH / Shu Sakuratani
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