Frisch Gelesen Folge 357: Micky Maus – Terror Island

 

»Was? Wir wollen durch diesen garstigen, bedrohlichen Dschungel«


FRISCH GELESEN: Archiv


Micky Maus – Terror Island

Story: Alexis Nesme
Zeichnungen: Alexis Nesme

Egmont Comic Collection
Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 29,00 €
ISBN: 978-3-7704-0346-2

Genre: Abenteuer

Für alle, die das mögen: Indiana Jones, King Kong, Micky Maus, Donald Duck



Ich bin Fan von Alexis Nesme und zwar seitdem ich seine Adaption von Jules Vernes Die Kinder des Kapitän Grant aus dem Splitter Verlag gelesen habe. Sein Strich ist märchenhaft und zieht einen von Beginn an ins Geschehen. Er ist prädestiniert für eine klassische Abenteuergeschichte – wie beispielsweise die Romane von Jules Verne. Er schafft es mit seinen Panels, den Leser in die Atmosphäre der klassischen Pulp-Romane der 1930er- und 40er-Jahre eintauchen zu lassen: satte Farben, immer etwas dunkler und geheimnisvoller. Aus dieser Sicht war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Nesme den Stoff der Indiana-Jones-Filmreihe vornimmt. Genau das tut er in seinem neuen Streich. Dazu hat er sich nach Horrifikland – Schauriger Spuk mit Micky Maus zum zweiten Mal der klassischen Disney-Figuren Micky, Donald und Goofy bedient. Erschienen ist auch der neue Wurf in der bibliophilen Egmont-Reihe, in der europäische Zeichner, etwa Trondheim, Cosey oder Tebo, mit den Disney-Figuren arbeiten.

Los geht die Fahrt: Micky, Donald, Goofy und Pluto begeben sich auf Schatzsuche


Bei Nesme ist eine schwungvolle Geschichte entstanden, in der Micky, Donald und Goofy einer armen Witwe helfen wollen, ihren Mann wiederzufinden, der sich aufgemacht hat, einen Diamantenschädel zu suchen. Der Schatzsucher hat ihn auf einer einsamen Insel mit viel Dschungel und Geheimnissen lokalisiert, wohin sich die drei Helden auch gleich in einer Nussschale auf den Weg machen. Natürlich bekommt auch Kater Karlo Wind von der Sache und erweist sich abermals als unterhaltsamer Gegenspieler für Micky und seine Freunde.


Abermals ein unterhaltsamer Gegenspieler: Kater Karlo


Nesmes Comic hat mir auf zweierlei Art und Weise sehr gefallen. Da sind zunächst einmal seine Zeichnungen, das ganze Artwork des Bandes. Die detailreichen Panels passen ganz wunderbar zur Geschichte. Überall gibt es Kleinigkeiten zu entdecken: eine kleine Spinne, ein Totenkopf, eine Schlange. Dazu trägt auch wieder entscheidend die Farbauswahl von Nesme bei: schwarz, dunkelblau und dunkelgrün dürften beim Druck am häufigsten Anwendung gefunden haben. Damit der Kontrast zum Weiß in den Sprechblasen nicht zu stark ist, hat Nesme die Hintergrundfarbe der Sprechblasen in ein helles Braun umgewandelt. So entsteht zusätzlich noch der Eindruck, wir hielten ein altes, vergilbtes Buch voller mysteriöser Panels in den Händen. Der Betrachter taucht in die Bilder ein und wird sie in dem Moment genauso bedrohlich und geheimnisvoll finden wie die drei Schatzsucher. Ich kann mich an den Bildern gar nicht sattsehen. Das gilt natürlich auch oder besonders für die doppelseitigen Panels, beispielsweise ein Bild in dem Micky, Goofy und Donald durch ein Labyrinth gehen oder einen Sumpf durchqueren müssen. Ein großes doppelseitiges Panel, aufgeteilt in viele kleine Bilder – wunderschön.

Detailreiche Panels: Überall sind Kleinigkeiten zu entdecken


Der zweite Grund, warum mich der Disney-Band von Nesme so gefesselt hat, ist die Geschichte. Nesme liefert eine großartige Parodie auf die Indiana-Jones-Filmreihe. Ich habe irgendwann nach zehn Seiten Lektüre aufgehört, die Hinweise auf den Filmstoff zu zählen. Das reicht von Donalds Matrosenmütze, die immer wieder mit dem Schlapphut von Dr. Jones verglichen wird, bis hin zu Filmsequenzen, die der 1974 geborene Comickünstler in die Handlung einbaut. Natürlich fehlt weder die legendäre Steinkugel, vor der Indiana in Jäger des verlorenen Schatzes (1981) flüchtet, noch aus demselben Film die Szene, in der er in letzter Sekunde seinen Hut vor einer heruntersausenden Steinwand retten kann. Aber nicht nur da bedient sich Nesme. Anleihen finden sich etwa auch an King Kong (1933) und selbst Hergés »Der Schatz Rackhams des Roten« findet sich in Form kokosnusswerfender Affen wieder.

Es macht einfach Spaß, in dem Band zu lesen und diese Querverweise aufzuspüren. Ich gebe ihm zehn von zehn Bundesladen.

[Bernd Hinrichs]

Abbildungen © 2023 Disney Story House Egmont


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