Frisch Gelesen Folge 314: Night of the Living Cat 1


»Ich kann nicht glauben, dass dieser zähe Kerl einfach so zu einer Katze wurde! Und dann auch noch so eine süße …«

FRISCH GELESEN: Archiv


Night of the Living Cat Band 1

Story: Hawkman
Zeichnungen: Mecha-Roots
 
Softcover | 188 Seiten | s/w | 8,99 Euro
ISBN: 978-3741629457
 
Genre: Horror, Dystopie, Comedy
 
Für alle, die das mögen: Delicious in Dungeon, I Am Hero, Perser, Britisch Kurzhaar, Maine-Coon

 
Jede Seite dieses Manga lässt seine Leser schnurren: Night of the Living Cat gehört zum Besten, was sich derzeit in dem Spalt zwischen Horror und Comedy finden lässt. In der Serie breitet sich eine flauschige Pandemie aus. Jeder Mensch, der von einer Katze berührt wird, verwandelt sich selbst in eine Katze! Heißt konkret: Die knapp 200 Seiten des ersten Bandes sind voller liebenswürdiger Hauskatzen, die verängstigte Menschen durch eine postapokalyptische Landschaft jagen. Und ja, wirklich, es gibt in Night of the Living Cat so gut wie gar kein Blut. Höchstens Kratzer. Was Horror-Leser trotzdem abholt.
 
 
Mit seiner Story bedient Hawkman so ziemlich jedes Motiv und jedes Klischee des Genres – und macht es zu Cat Content. Da darf ein Panel mal an eine berühmte Szene aus Alien erinnern, an anderer Stelle rettet in einer ausweglosen Situation ein Katzenspielzeug Protagonist und Katzenfreund Kunagi, der sich mit ein paar Arbeitskollegen vor den Samtpfoten in Sicherheit bringen will. Und von da an wird es nur herrlich absurder.
Besonders seine Katzen hat Mecha-Roots mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. (Auf dem Cover vielleicht mit zu viel Liebe zum Detail – oder es ist ein Statement gegen Kastration.) Oft sind es die Ausdrücke im Gesicht der Katzen, die aus der Szene alles rausholen. Der Rest des Manga bleibt hingegen in konventionellen Layouts. Das Tempo ergibt sich oftmals eher aus der Geschichte selbst als aus den Zeichnungen. Alles also leicht verdauliche Kost, selbst für Leute, die sonst keine Manga lesen.
 
 
Jetzt ließe sich Night of the Living Cat einfach als Horror-Comedy einordnen und fertig, aber natürlich kommen sofort die Assoziationen an die vergangenen zwei, sehr realen Jahre und daneben an Werke wie The Walking Dead oder I Am Hero. Dieser Manga meint es nicht ernst, klar, aber deswegen ist er vielleicht das, was es jetzt braucht. Night of the Living Cat ist Hommage an alte Zombiefilme und das Genre überhaupt, aber gleichzeitig so ziemlich der größte Unsinn, der sich damit anstellen lässt. Dekonstruktion mit sieben Leben sozusagen. Doch hat der Manga darüber hinaus etwas zu sagen?
Tiefergehender zeigt sich der erste Band nämlich nicht. Es gibt kein übergeordnetes Thema, die Beziehungen der Charaktere rücken aufgrund der Katzen öfters mal in den Hintergrund. Hawkman und Mecha-Roots zeigen vielmehr erstmals ihre Welt, die sich, logisch, gar nicht so arg von unserer Welt unterscheidet. Das schafft Platz für Humor, aber wenig für Drama. Ob Kunagis Schicksal nun tragisch sein soll, muss sich erst noch zeigen. Und selbst seine Obsession mit Katzen wirkt einfach nur komisch und überdreht.

 
So richtiger Grusel kommt also in diesem Manga nicht auf. Trotzdem dürften Horror-Fans wie Katzenliebhaber ihre Freude mit diesem Comic haben. Gerade weil er so unschuldig, so naiv, so bescheuert ernst ist. Alles ein großer, spaßiger Irrsinn. Und Katzenhaare muss man nach der Lektüre auch nicht wegmachen.
 
[Björn Bischoff]
 

Abbildungen © 2022 Panini / Hawkman, Mecha-Roots


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