»Was war?«
»Banküberfall.«
»Wozu brauchst du so viel Geld?«
»Spielschulden.«
FRISCH GELESEN: Archiv
Die Vögel – fliegen hoch!
Story: Arne Zank
Zeichnungen: Arne Zank
Ventil Verlag
Hardcover | 128 Seiten | Farbe | 20,00 €
ISBN: 978-3-95575-146-3
Genre: Humor, Komödie, Krimi
Für alle, die das mögen: Die viereckige Welt der Kubixe (Jacoby & Stuart), Ein kleiner Schritt für die Menschheit (Jaja Verlag), Abenteuer in Rio (Spielfilm, 1964)
Der Blick fällt auf ein quadratisches Hardcover, das drei sonderbare Typen zeigt, die in einem Auto sitzen und unschwer als Federvieh zu identifizieren sind. Doch was soll das sein, dieses Vögel-Dingsda mit einer Aneinanderreihung krakeliger Zeichnungen und Sprechblasen, die ähnlich zittrig gelettert sind? Ein Kinderbuch oder ein Skizzenband? Weder noch. Arne Zank, der alles schrieb und illustrierte, erzählt hier eine erstaunlich lange, aber gar nicht langweilige Story, die auf den ersten Seiten so gar nicht zur gewählten Optik passen will. Doch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist der Leser voll drin und merkt, dass diese simpel erscheinende Grafik viel Raum für die eigene Vorstellungskraft lässt.
Lädt zum Schmunzeln ein: das Cover von »Dr.« Arne Zanks Comic.
Schon das Titelbild lädt zum Schmunzeln ein. Das vorgeschaltete »Dr.« vor dem »Arne Zank« klingt schwer nach dem Missbrauch eines akademischen Titels, denn Zank ist kein Doktor, dafür aber hauptberuflich Schlagzeuger bei der Band Tocotronic. »Kriminell« geht es auch im Innenteil weiter. Ein großer Vogel überfällt eine Bank, was mit nur drei Panels superschnell abgehandelt ist, und türmt danach mit einem kleineren. Damit beginnt eine irre Odyssee, die die beiden über Land, Wasser und sogar nach Dänemark führt. Dänemark? Wieso ausgerechnet dahin? Des Rätsels Lösung: Die zwei lieben sich und wollen heiraten. Und das am besten gleich. Also liegt es nahe, es dort zu machen, denn in Dänemark gibt es das Jawort viel unbürokratischer als bei uns. Doch ganz so einfach geht das nicht, der Leser ahnt es von Anfang an. Und überhaupt, im Rahmen einer Flucht klingt das einfach nur nach einer Schnapsidee. Aber was soll's, weiter geht's!
Nicht die Welt retten, sondern mal kurz eine Bank überfallen.
Das Duo ist ständig in Bewegung und dreht dabei einige krumme Dinger. Ganove bleiben eben Ganove. Und was ist mit Planung oder Voraussicht? Nichts. Chaos ist also programmiert. Trotzdem klappt vieles leidlich gut, denn auf der Flucht wird ihnen oft und gerne geholfen. Vögel müssen ja schließlich zusammenhalten. Allerdings nimmt es unser Lieblings-Bankräuber mit der Ganovenehre nicht so genau und schwärzt schon mal einen Kollegen an, vor allem wenn er sich damit einer Verhaftung entziehen kann. Das sorgt selbstverständlich für zusätzliche Verstrickungen und erschwert das weitere Fortkommen.
Auf der Flucht: kurze Verschnaufpause auf dem Bauernhof. Und: Es sind noch viele Seiten zu lesen.
Dieses Album ist klasse! Nahezu jede Seite bietet neue Eindrücke und daraus resultiert ein spritzig unterhaltsamer Lesestoff. Können die Helden noch einmal ihren Hals aus der Schlinge ziehen? Wohin werden sie noch fliehen? Zank legt bei seiner liebenswerten Story um einen notorischen Kriminellen ein rasantes Tempo vor, hält das bis zum Schluss ohne Ermüdungserscheinungen durch und verhaspelt sich an keiner Stelle. Diese erzählerische Hast macht viel Spaß und überträgt sich schnell auf den Leser. Trotzdem ist genaues Hinsehen erforderlich, manchmal sogar Innehalten. Zu schnell ist etwas überlesen oder übersehen. Höchste Konzentration ist also angesagt. Überhaupt: Dieser Band lädt förmlich dazu ein, mehrmals gelesen zu werden. Hier eine interessant Frage. Um was für Vögel handelt es sich bei den Helden überhaupt? Wohl um weiße – obwohl diese gelb sind. Hühner vielleicht. Auch hier gibt es jede Menge Spielraum. Mag jemand weiße Enten? Kein Problem, dann sind es eben weiße Enten.
Mit kaputtem Bein muss Fahrstuhl schon sein, auch wenn die Verfolger nahen. Ohne Worte, die schrägen Vögel sind einfach nicht zu fassen.
Als Zugabe versammelt das letzte Kapitel »Frühe Vögel« die Abenteuer ihrer Vorgänger, die so aussehen, als wären sie unter Zuhilfenahme von Zirkel und Lineal entstanden. Es handelt sich hierbei um schwarzweiße querformatige Kurzstrips aus den Jahren 1997 bis 2001, die jeweils eine Drittelseite belegen. Die sind aber bei weitem nicht so witzig, wie die aktuell vorliegende Räubergeschichte.
Die Vögel – fliegen hoch! ist ein toller Band mit Protagonisten, für die 3G oder 4G gilt, je nachdem, wie die Worte gezählt werden: »geflügelt, gerissen, geben Gas«!
[Walter Truck]
Abbildungen © 2021 Ventil Verlag / Arne Zank
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