ZozoLala (1982-2011) R.I.P.

Abt: Ruhe in Frieden

Heute gab der Briefkasten nicht die übliche Dosis an Comicliteratur her. Zwar lag unter Rechnungen und Werbesendungen auch die in den vergangenen Jahren mit schöner Regelmäßigkeit gelieferte neueste Nummer des niederländischen Fachmagazins »ZozoLala« bei, doch dieses Mal bot das Aufreißen des Umschlags Anlass zum Innehalten. Denn das seit 1982 kostenlos und trotzdem mit einem unanständig hohen Niveau publizierte Magazin stellt mit Erscheinen der neuen Nummer 180 sein Erscheinen ein. »Snik« – wie der einleitende Artikel über die Geschichte des Magazins betitelt ist.

Schon seit 1985 habe ich mir die im zweimonatlichen Rhythmus gelieferten Portionen geballten Comic-Wissens aus den Niederlanden kommen lassen und dabei immer die präzise, professionell aufgemachte und kurzweilige Berichterstattung bewundert. Und aus den Artikeln von Carl Bieker, Toon Dohmen, Jef Nieuwenhuis, Hans Pols, Mat Schifferstein, Hans van Soest, Gerard Zeegers und den vielen anderen Redakteuren enorm viel über europäische oder amerikanische Comics gelernt. Die Redaktion hat sich unter wechselnden Leitungen immer bemüht, sowohl einem literarischen wie graphischen Anspruch gerecht zu werden, doch dabei nie die nötige Popularität und Kommerzialität von Comics aus dem Blick verloren. Ich wusste immer, so wie »ZozoLala« über Comics berichtet, so werden Comics in den Niederlanden (und im flämischen Teil des Nachbarlandes Belgien) wahrgenommen.

Doch an der Entwicklung des Marktes, an dem »ZozoLala« mit seiner landesweiten, kostenlosen Verteilung mit Sicherheit einen großen Verdienst hatte, scheiterte die Publikation schließlich auch. Denn wie in allen europäischen Ländern gab und gibt es auch in den Niederlanden eine fortschreitende Konzentration unter den Comicfachgeschäften, die zum hauptsächlichen Verteiler des Magazins gehörten. Immer kleiner wurde die Liste der eingangs gelisteten Läden von Alkmaar bis Zwolle, und zum Schluss reichte die Lobby nicht mehr aus, um »ZozoLala« kostendeckend zu produzieren.

Das ist ein Jammer. Dennoch werde ich die Arbeit der Redakteure weiterhin stets mit Bewunderung schätzen und immer dann heranziehen, wenn ich auf der Suche nach wertvollen Informationen und Fakten bin. »ZozoLala« hat mich mit den Arbeiten von Andreas, Munoz & Sampayo, Joost Swarte, Alberto Breccia, Bernard Krigstein, Charles Burns, Henk Kuijpers, Hans G. Kresse, Peter van Dongen, Hanco Kolk, Eric Heuvel, Dick Briel und so vielen anderen Künstlern und Autoren bekannt gemacht, und dafür bin ich euch dankbar, Jungs!

Ach ja, um noch ein bisschen Werbung für die neueste und letzte Nummer zu machen: Das Heft bietet mit Artikeln zu Guy Delisle, Dave Cooper, Jiro Taniguchi, David Mazzucchelli und noch mehr wieder genau die angenehme Mischung aus Bekanntem und Neuem, die ich in Zukunft vermissen werde. Snik …

Volker Hamann

ZozoLala
Stichting Zet.El
Postbus 344
3720 AH Bilthoven
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www.zozolala.com