All Verlag im Herbst 2018 - Interview zum Programm

Der All Verlag bleibt sich treu: Mit achtNovitäten pro Halbjahr fällt die Programmgestaltung auch in der zweiten Jahreshälfte 2018 behutsam, aber solide aus. Neben der Fortsetzung bereits begonnener Serien und Gesamtausgaben kommen zwischen Juli und Dezember auch drei Neuerscheinungen auf den Markt. CRON hat sich mit Programmleiter Ansgar Lüttgenau über Wikingergeschichten und Endzeitszenarios, über Archive, Kassenschlager und Ladenhüter unterhalten.

All Verlag Programmvorschau 2018germany48
Interview mit Ansgar Lüttgenau

Ansgar, der Comic-Salon ist zu Ende. In diesem Jahr war der All Verlag nicht mit einem eigenen Stand vertreten, hat seine Bücher in Erlangen aber in Zusammenarbeit mit der Sammlerecke präsentiert. Wie fällt Dein Fazit aus?

Das war der entspannteste Salon, an dem ich bisher teilnehmen durfte. Immerhin bin ich schon seit der zweiten Veranstaltung, damals noch im Redoutensaal, dabei. Wenn man nicht den ganzen Tag am Stand stehen muss, hat man die Möglichkeit ganz viele Leute zu treffen, kann ganz viele Gespräche führen und ganz viel für das nächste Programm vorbereiten. Und das war auch dringend notwendig. Denn sowohl qualitativ als auch quantitativ wirft das Programm 2019 insbesondere für jemanden wie mich, der in den 1970ern mit den klassischen Zack-Serien aufgewachsen ist, seine Schatten voraus.
Was die Verkäufe unserer Neuerscheinungen betrifft, kann ich noch nichts Genaues sagen. Ich habe nur die Info, dass sie, wie wohl allgemein auf dem Salon, ganz gut waren. Da die Sammlerecke uns aber auch auf der eben erst zu Ende gegangenen Con in Stuttgart vertreten hat, warte ich noch auf konkrete Zahlen.

Ein Stern aus schwarzer Baumwolle

Pünktlich zum Salon ist mit Ein Stern aus schwarzer Baumwolle eine Graphic Novel erschienen, die als Army-at-War-Geschichte thematisch in Euer Programm passt, die man aber durchaus auch bei anderen Verlagen vermutet hätte. Wie war bislang denn die Resonanz?

Die Resonanz war überragend. Man braucht sich beispielhaft nur mal die Rezensionen auf Splash Comics oder im Comic Blog ansehen.
Ich denke, dass der Stern unsere bisher qualitativ hochwertigste Veröffentlichung ist. Vielleicht sogar fürs Feuilleton geeignet. (schmunzelt) Es handelt sich nämlich eigentlich gar nicht um einen Kriegscomic, auch wenn der erste Eindruck das vermuten lässt. Es geht vielmehr um den latent vorhandenen Rassismus in den USA, der ja bis in die heutige Zeit hineinwirkt. Im neuen ALFONZ, in dem eine vierseitige Leseprobe abgedruckt ist, wird der Band sogar als Anwärter auf den Titel »Comic des Jahres« genannt.
Wie viel Herzblut die Autoren Yves Sente und Steve Cuzor in ihr Baby investiert haben, sieht man daran, dass die Fertigstellung mehr als vier Jahre in Anspruch genommen hat.

Alwilda

Kommen wir zum Herbstprogramm und hier zunächst zu den Neuheiten. Los geht es im September mit Jean-Yves Mittons Alwilda. Bislang war der Fachmann für Abenteuer vor historischer Kulisse vornehmlich bei Kult Comics beheimatet. Wie kam sein jüngstes Werk zu Euch?

Wir hatten schon vor Jahren Gespräche mit dem französischen Lizenzgeber geführt, um insbesondere die bisher auf Deutsch unveröffentlichte Serie Die Überlebenden des Atlantiks ins Programm zu nehmen. Aus verschiedenen Gründen kam es dann aber nicht dazu. Als sich jetzt Kult der älteren Mitton-Serien angenommen hat, haben wir sozusagen in Kooperation die Rechte an zwei neueren Serien erworben. Ich denke, wir werden uns da gut ergänzen. Neben Alwilda starten wir im Frühjahr noch eine weitere Serie, die im alten Rom spielt. Welche das sein wird, möchte ich an dieser Stelle aber noch nicht verraten.

Schon in Chronik der Barbaren hatte sich Mitton mit den Wikingern beschäftigt. Worin unterscheidet sich seine neue Geschichte um die titelgebende Königstochter und Kriegerin?

Das Setting ist natürlich ähnlich, aber ansonsten handelt es sich um eine komplett andere Geschichte. Die Legende der Königstochter Alwilda erzählt von der Auflehnung eines jungen Mädchens gegen das Norglaw genannte Gesetz, das männliche Kinder bevorzugt und Mädchen ihr Erbe vorenthält. Alwildas leidvolle Erfahrungen führen zu dem ersten bewaffneten Aufstand der Frauen in der Geschichte der Wikinger. Zur Walküre geworden, flieht sie aufs Meer und wird zur Seeräuberin. Selbstverständlich ist sich Mitton auch hier treu geblieben und geizt, wie in den meisten seiner anderen Serien, nicht mit Sex und Gewalt.

Hombre

Bei Hombre gibt es ähnlich viel Blut und nackte Haut zu sehen. Ältere Semester erinnern sich vielleicht an die Feest-Ausgabe. Im Gegensatz zu Alwilda hat der spanische Endzeitcomic des bereits verstorbenen Duos Antonio Segura und José Ortiz allerdings schon einige Jährchen auf dem Buckel. Kurz nach dem Fall Francos entstanden, dürfte es zudem durchaus politisch zugehen ...

Politische Aspekte, wenn es sie geben sollte, sind mir eigentlich ziemlich egal. Für mich müssen die Geschichten sowohl visuell aus auch inhaltlich unterhalten. Die Originalausgabe ist 2016 bei Panini Spanien in einem Monsterbuch erschienen. Enthalten ist das komplette in den 80er Jahren veröffentlichte Material auf fast 600 Seiten. Neben den Kurzgeschichten liegen auch alle albenlangen Abenteuer neu eingescannt und digital restauriert vor. Wir werden das Material auf drei Bände verteilt veröffentlichen, denn so ein 600-Seiten-Wälzer ist doch etwas unhandlich und mit 70 bis 80 Euro auch nicht gerade billig.

War es denn schwer, so einen dicken Fisch an Land zu ziehen?

Fast hätte es die deutsche Version von Hombre gar nicht gegeben. Von der Entscheidung für eine Veröffentlichung bis zur Vertragsunterschrift hat es in diesem Fall mehrere Monate gedauert, sodass wir die Verhandlungen schon beenden wollten. Da die Rechte an den Hombre-Geschichten bei den Nachfahren der verstorbenen Künstler liegen und diese nur spanisch sprechen, war die Kommunikation recht schwierig und hat zu einigen Verzögerungen geführt. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch mal Alex Bubenheimer von Panini Deutschland für seine Vermittlung danken.

EC Archiv

Ebenfalls im Dezember öffnet Ihr Euer EC-Archiv mit einer auf drei Bände angelegten Gesamtausgabe von Wally Wood. Das Bonusmaterial ist als »umfangreich« und von »EC-Experten« angekündigt. Welche Experten konntet Ihr denn gewinnen? Und kannst Du schon verraten, welche EC-Perle als Nächstes aus dem Archiv gehoben wird?

Neben Torsten Hanisch und Jörg Winner, die bereits Artikel für diverse Fachzeitschriften erstellt haben, wird Tillmann Courth, der unter anderem für seine vortreffliche Fifties-Horror-Internetseite bekannt ist, sein Fachwissen zur Verfügung stellen. Durch seine Kontakte nach Amerika werden sicherlich auch noch einige Aspekte aus der Sicht von amerikanischen EC-Fachleuten wie Jim Vadeboncoeur beleuchtet werden können.
Übrigens wird die Gesamtausgabe von Wally Wood mehr als drei Bände umfassen. Wir starten mit allen für EC geschaffenen Scifi- und Fantasy-Storys. In weiteren Bänden werden wir dann alles andere, was Wally für EC geschaffen hat, zusammenfassen.
Weitere Planungen gibt es eigentlich konkret noch nicht. Bei der Beschäftigung mit dem Material sind mir aber die Arbeiten von Al Williamson besonders ins Auge gefallen. Vielleicht wäre das ein weiterer Kandidat für eine Gesamtausgabe.

Wunderwaffen

Die Wege von Malefosse

Neben den drei Neuheiten setzt Ihr wie gewohnt die begonnenen Gesamtausgaben und Albenreihen mit Bedacht fort. Welche davon sind die größten Zugpferde, welche die größte Enttäuschung?

Von den Reihen, die im Herbst fortgesetzt werden, sticht natürlich Wunderwaffen besonders heraus. Das ist unsere cash cow mit der wir teilweise bereits in der dritten beziehungsweise in der vierten Auflage sind. Mit Abstrichen gilt das auch für USA über alles, wobei man hier die Entwicklung noch etwas abwarten muss. Unsere Erwartungen deutlich übertroffen hat auch Wayne Shelton, obwohl oder vielleicht auch gerade, weil ein Großteil des Materials bereits auf Deutsch vorliegt.
Die Erwartung noch nicht erfüllt hat bisher Malefosse. Hier kommen mit Band 3 jetzt aber erstmals deutsche Erstveröffentlichungen. Deshalb erwarten wir uns hier noch einiges. Am schwierigsten ist es bei der 6. Waffe. Der Titel fällt etwas aus unserem sonstigen eher frankobelgisch ausgerichteten Verlagsprogramm heraus. Typische Cross-Cult- beziehungsweise US-Comics Leser haben uns leider nicht so auf dem Schirm, deshalb ist es schwierig, hier die richtige Zielgruppe zu erreichen. Da wir mit dem Vertragspartner aber eine äußerst vorteilhafte finanzielle Regelung treffen konnten, werden wir die Serie auf jeden Fall bis zum Ende, also Band 9, durchziehen.

Die Fragen stellte Falk Straub

Abbildungen © All Verlag


Die nackten Fakten

August 2018

Die Wege von Malefosse 3 - Gesamtausgabe
HC, v/f, 160 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-946522-28-7
VZA, 111 Ex. limitiert mit Variantcover und Ex-Libris, 49,80 Euro, ISBN 978-3-946522-29-4

USA über alles 2: »Area 51«
HC, v/f, 56 Seiten, 15,80 Euro, ISBN 978-3-946522-18-8
VZA, 111 Ex. limitiert mit Schutzumschlag und Ex-Libris, 39,80 Euro, ISBN 978-3-946522-19-5

Die Wege von Malefosse: Variantcover

Die 6. Waffe

September 2018

Alwilda 1: »Geburt einer Walküre«
HC, v/f, 56 Seiten, 15,80 Euro, ISBN 78-3-946522-32-4
VZA, 111 Ex. limitiert mit Variantcover und Ex-Libris, 39,80 Euro, ISBN 978-3-946522-11-9

Die 6. Waffe 5: »Winterwölfe«
HC, v/f, 160 Seiten, 19,80 Euro, ISBN 978-3-946522-08-9
VZA, 111 Ex. limitiert mit Schutzumschlag und Ex-Libris, 39,80 Euro, 978-3-946522-09-6

Wayne Shelton

November 2018

Wayne Shelton 2 - Gesamtausgabe
HC, v/f, 168 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-946522-30-0
VZA, 111 Ex. limitiert mit Variantcover und Ex-Libris, 49,80 Euro, ISBN 978-3-946522-31-7

Wunderwaffen 7: »Amerika-Bomber«
HC, v/f, 48 Seiten, 15,80 Euro, ISBN 978-3-946522-26-3
VZA, 111 Ex. limitiert mit Schutzumschlag und Ex-Libris, 39,80 Euro, ISBN 978-3-946522-27-0

Hombre: Variantcover

Dezember 2018

Hombre 1 - Gesamtausgabe
HC, s/w + v/f, 186 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-946522-34-8
VZA, 111 Ex. limitiert mit Variantcover und Ex-Libris, 49,80 Euro, ISBN 978-3-946522-35-5

Wally Wood 1 - Gesamtausgabe
HC, v/f, 160 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-946522-36-2
VZA, 111 Ex. limitiert mit Variantcover und Ex-Libris, 49,80 Euro, ISBN 978-3-946522-37-9

EC Archiv: Variantcover


Weiterführende Links:

Homepage des Verlags: All Verlag