Frisch Gelesen Folge 247: Groß werden mit den Schlümpfen 1

»Danke, Schlaubi, dass du heute bei mir schläfst!«


FRISCH GELESEN: Archiv


Groß werden mit den Schlümpfen 1: »Der Schlumpf, der Angst im Dunkeln hat«

Story: Falzar, Thierry Culliford
Zeichnungen: Antonello Dalena

toonfish
Hardcover | 38 Seiten | Farbe | 8,95 €
ISBN 978-3-967-92715-3

Genre: Kindercomic

Für alle, die das mögen: Geschichten zum gemeinsam Lesen, entstaubte Klassiker



Ich habe bei meiner Mama zu Hause, in meinem alten Kinderzimmer, einen Schuhkarton, in dem all meine Schlümpfe aus meiner Kindheit leben. Diese Kiste haben natürlich längst meine Töchter erobert und spielen mit der gleichen Freude und Leidenschaft mit ihnen, wie ich das in meiner Erinnerung getan habe. Und die Figuren sind auch wirklich nicht kleinzukriegen. Weder wird das Material spröde, noch sind die Figuren ästhetisch nicht mehr ansprechend. Die Schlümpfe sind zeitlose Klassiker. Und ich schätze, dass viele von uns noch Schlümpfe aus ihrer Kindheit haben, die sie an ihre Kinder weitergeben. Oder liebevoll in einer Vitrine sammeln. Jedenfalls ist es kein Wunder, dass es immer noch Neues aus Schlumpfhausen gibt.

Die Schlümpfe waren immer multimedial und hatten ein monströses Angebot an Merchandise im Gepäck. In vielen Ländern, so auch in Deutschland, wurden die Schlümpfe zuerst durch Ausstrahlungen von Zeichentrickserien im Fernsehen bekannt, bevor sie sich auch als Comics etablierten. Insgesamt ist zu sagen, dass Die Schlümpfe nach dem Ableben ihres Schöpfers Peyo als Comic nochmals richtigen Auftrieb erhalten haben. Nach Band 16, Der Finanzschlumpf, dem letzten Band, an dem Peyo noch mitgewirkt hat, ist die Reihe inzwischen bei Nummer 38 angelangt. Ein Ende ist nicht in Sicht. Aber auch neue Formate werden erprobt und hierzu zählt die Reihe Groß werden mit den Schlümpfen, um die es hier gehen soll.


Fürchti fürchtet sich selbst vor Weichtieren. Der Gesichtsausdruck der Schnecke ist sogar noch besser als der von Hefty.


Wie auch bei den klassischen Schlumpf-Comics zeichnet für den Text Thierry Culliford verantwortlich, der Sohn von Peyo. Sich in den Fußstapfen des Vaters bewegend versucht Culliford,die nächste Generation an Schlümpfe-Fans heranzuziehen. Und erkennt hier genau den richtigen Ort: Die kuschelige Couch oder noch besser: das Bett! Und genau dahin verziehe ich mich auch mit meinen Töchtern, um mit ihnen gemeinsam den ersten Band der Reihe zu lesen, Der Schlumpf, der Angst im Dunkeln hat. Die Kinder sind sofort dabei. Das Erzähltempo ist angemessen, der Font ist so gewählt, dass auch meine Leseanfängerin selbst lesen kann. Die Zeichnungen sind frisch und modern und wunderbar schlumpfig, besonders die Gesichtsausdrücke der Schlümpfe sind für die Kinder klar lesbar. Antonello Dalena, der auch schon für Entenhausen seinen Zeichenstift schwingen durfte, liefert hier eine gute digitale Arbeit ab.

Die Geschichte ist natürlich schnell erzählt. Fürchti, der ängstliche Schlumpf, hat Angst vor dem Einschlafen. Alle Schlümpfe im Dorf versuchen ihn auf ihre Art und Weise zum Schlafen zu bringen. Bis Schlaubi aus Zufall auf die Lösung stößt, aber ich möchte ja hier nun nicht alles verraten. Am Ende findet zumindest Fürchti seinen Schlaf und das Dorf kann wieder seinen gewohnten Lauf nehmen.


Wenn nachts die Schatten an der Wand zu fürchterlichen Monstern werden …


Darauf folgen nochmals sechs Seiten, die von der Psychologin und Psychoanalytikerin Diane Drory geschrieben sind. Hier wird grundlegend erklärt, was Angst eigentlich ist und dass sie für sich genommen erst mal eine gute Sache ist. Dann wird darüber gesprochen, wann Angst zu viel wird und was man dagegen tun kann. Abgerundet wird das Ganze noch mit Tipps vom Experten, von Papa Schlumpf höchstpersönlich. Diese Tipps können Eltern ihren Kindern vorlesen oder sie gemeinsam umsetzen. Wir haben gemeinsam eifrig diskutiert und über Ängste gesprochen, die Angst vor dem begehbaren, fensterlosen Kleiderschrank in unserem Schlafzimmer, den meine Tochter nur »die Geisterkammer« nennt, konnte das Buch aber nicht ausräumen. Und klar kann so ein Büchlein nur an der Oberfläche kratzen, aber die Idee ist toll und die Umsetzung ist wirklich ansprechend.


Alle bemühen sich, damit Fürchti endlich schlafen kann.


Mich persönlich freut an den Comics, dass hier praktisch umgesetzt wird, dass Comics auch eine gemeinsame Leseerfahrung in der Familie sein können und nicht nur das traditionelle Bilderbuch oder das Vorlesebuch. Comics helfen, Lesetechniken zu etablieren wie die Leserichtung oder Gesprochenes von Fließtext unterscheiden zu können. Für den niedrigen Preis sind diese kleinen Bände ein hübsches Geschenk, das man der ganzen Familie machen kann. Und was soll ich sagen – die Schlümpfe lieben einfach alle!

[Mechthild Wiesner]

Abbildungen © 2021 Splitter, toonfish / Falzar, Thierry Culliford, Antonello Dalena


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