Comixene Relaunch - Interview mit René Lehner

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Im Sommer bekommt die kleine, aber illustre Gruppe deutschsprachiger Comicfachmagazine prominenten Zuwachs. Die altehrwürdige COMIXENE hat ihre Rückkehr angekündigt. Zuletzt herausgeben vom Verlag JNK Media, wechselt die Herausgeberschaft mit dem Relaunch in die Schweiz.

René Lehner, der einst das Magazin 1974 mitbegründete, hilft bei der neusten Wiederbelebung kräftig mit, und gibt, zusammen mit Chefredakteur Martin Jurgeit, die neue Richtung vor. Cartoons sollen in Zukunft eine größere Rolle spielen. Im CRON-Interview erzählt der neue Herausgeber von der neuen COMIXENE.


CRON fragt. René Lehner antwortet.cr ICON-Fragen
Der Herausgeber im Interview.

René LehnerRené, du steigst wieder ins Magazingeschäft ein. Wie stark kribbelt's?

Stark! Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich einen Neuanfang wagen soll, wie ich es anders machen würde und wie ich es finanziell gesund am Leben halten könnte. Und dann habe ich Martin Jurgeit im Februar getroffen und gemerkt, dass wir uns ideal ergänzen. Zu diesem Zeitpunkt ging es ihm ähnlich und so haben wir schnell und herzhaft den Entschluss gefasst, loszulegen.

Vor mehr als 40 Jahren hast du die COMIXENE zusammen mit Andreas C. Knigge und Thilo Rex im Jahr 1974 gegründet. Wie war das damals?

1974 haben Thilo Rex in Altwarmbüchen bei Hannover und ich in Zürich das erste Heft herausgegeben. Kennengelernt haben wir uns an einer Comicausstellung in München und das Projekt COMIXENE ist an einem sonnigen Sommertag in Zürich schnell und schmerzlos zur Welt gekommen.
Ich habe die ganze Grafik gemacht, gedruckt sowie finanziert und Thilo hat sich um den Inhalt und die Autoren gekümmert. Andreas C. Knigge machte damals den COMICS-MAKER, der abwechselnd mit unserem Heft erscheinen sollte (Siehe Heft 2). Nach wenigen Ausgaben schmolzen wir aber zusammen und Andreas brachte sich immer mehr ein. Schließlich zog sich Thilo auch noch aus der Redaktion zurück (und leider ist er inzwischen verstorben).

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Und wie kam es nun dazu, dass du das Magazin dieses Jahr als Herausgeber weiterführst?

Ich schreibe und recherchiere gern, aber meine Stärken liegen im Organisieren und Planen. Deshalb bringe ich mich vor allem dort ein und lasse die Oberaufsicht über den Inhalt Martin.

Was haben die heutigen Namensrechteinhaber, Hartmut Becker und Andreas C. Knigge, gesagt, als ihr mit dem Plan kamt, die COMIXENE wiederzubeleben?

Meine Urheberschaft ist ja nicht veräußerbar. Da aber Hartmut und Andreas aus der COMIXENE gemacht haben, was sie war, habe ich sie in die ganzen Vorbereitungen mit einbezogen. Die beiden haben damals die Messlatte für Comicfachmagazine gesetzt und ihre Zustimmung ist mir wichtig. Wir sind ein Dreierteam, das sich verschworen hat, über die Qualität des Projektes COMIXENE zu wachen. Ich hoffe, Martin und ich können diesen Ansprüchen gerecht werden und ich habe Andreas C. Knigge gebeten, mitzuschreiben. Als ich ihm zum ersten Mal von meiner Idee berichtete, schrieb er: »Das ist ja die Nachricht des Jahres, klasse, sofort natürlich helle Zustimmung!«

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Als die COMIXENE 2012 mit der Nr. 115 eingestellt wurde, war leichtes Siechtum schon deutlich zu erkennen. Als Gründe für die Einstellung wurde u.a. die schlechte finanzielle Lage genannt. Was ist anno 2015, anders als zur Zeit als das Magazin eingestellt wurde?

Heute steht das Projekt finanziell auf gesünderen Beinen. Es stehen uns genug Mittel zur Verfügung und wir haben Luft für einen langsamen Aufbau. Zudem haben wir neue Ideen, an die wir glauben.

Die neue COMIXENE will sich mehr dem Cartoon widmen. Wie kommt's und was ist da geplant?

Die Cartoon-Gemeinde ist bedeutend größer als jene der Comicfans. Niemand spricht sie an und berichtet über ihre Zeichner, ihre Projekte und Neuerscheinungen. Der Anteil an Infos für Cartoon-Freunde wird also nicht klein sein. Und da pochen ja auch zwei Herzen in mir: Eines für die Comics und eines für Cartoons.

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Wie stark wirst du dich einbringen?

Ich mache die ganze Grafik, schreibe mit, recherchiere, programmiere die Internetseite und beobachte die französischsprachige Comicszene. Martin macht die Chefredaktion, den Vertrieb und die Anzeigenakquise. Vor allem
aber will ich ihm so viel Administratives abnehmen, dass er Zeit für interessante Texte hat und sich um tolle Bilder bemühen kann.

Das Heft soll vierteljährlich erscheinen. Welchen Seitenumfang wird eine Ausgabe haben, wie viel wird sie kosten und welche Auflage peilt ihr an?

Das Heft wird 100 Seiten haben und könnte im Bund geleimt sein. Format und Verarbeitung des Magazins sollen möglichst gut zum Inhalt passen. Wir werden uns weniger mit dem Comicsammeln und Texten über klassische
Serien befassen. Stattdessen planen wir zum Beispiel opulente Bildstrecken mit interessantem, möglichst noch unbekannten Material. Aber das ist alles noch in der Entwicklung und auch Fragen wie Preis und Auflage müssen noch abschließend geklärt werden.

Und nun noch die Bonusfrage zum Schluss: Wird es neue Bill Body Cartoons in der COMIXENE geben?

Garantiert nicht. Bill Body hat mich 22 Jahre ernährt, aber das ist eine andere Zeit. Ich mache die COMIXENE auch nicht, um meine Comics zu veröffentlichen. Das Zeichnen habe ich stark zurückgestellt, jetzt möchte ich wieder schreiben und verlegen.

Die Fragen stellte Matthias Hofmann

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Foto © René Lehner