200 Ausgaben ZACK-Magazin - Interview mit Georg F.W. Tempel

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Das traditionsreiche Comicmagazin Zack hat mit der in dieser Woche erschienenen Ausgabe die Nummer 200 erreicht. Seit 1999 gibt es die aktuelle Inkarnation, die vom Berliner Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag publiziert wird. CRON sprach zum Jubiläum mit dem Chefredakteur Georg F.W. Tempel.

»Es macht immer noch Spaß«germany48
Georg F.W. Tempel über die 200. Ausgabe von ZACK

 

Regelmäßig und verlässlich erscheint das Magazin Zack seit 1999 einmal im Monat. Die aktuelle Nr. 2/2016 ist ein besonderes Heft, denn es ist das 200. Zack aus dem Hause Mosaik.

Gefeiert wird mit einer Jubiläumsausgabe und einem erweiterten Umfang von 100 Seiten. Als besonderes Bonbon für die Freunde des klassischen Zack aus dem Koralle-Verlag, welches von 1972 bis 1980 erschienen ist, präsentiert man die Rückkehr des Helden Bob Morane. Und das auf gleich 36 Seiten!

Ein Comicmagazin wie Zack ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit, denn der Comicmarkt hat sich im Vergleich zu den 1970er und 1980er Jahren längst gewandelt. Schwindende Auflagen, geänderte Lesegewohnheiten und Veröffentlichungsformen, weg von Fortsetzungen, hin zur Lektüre ganzer Alben und Sammelbände, machen es nicht leicht, eine Comicplattform aufrechtzuerhalten, die längere Geschichten häppchenweise über bis zu fünf Monate serviert.

Den bis heute anhaltenden Erfolg verdankt Zack auch der Konzeption durch den langjährigen, äußerst erfahrenen Chefredakteur Georg F.W. Tempel, der es immer wieder schafft, eine interessante Mischung aus unterhaltsamen Comicstoffen zusammenzustellen. CRON sprach mit dem Mann, der vor Zack viele Jahre die Geschicke der Comicprogramms von Verlagen wie Egmont und Feest geleitet hat.

ZACK Nr. 200


CRON fragt. Georg F.W. Tempel antwortet.cr ICON-Fragen
Der Chefredakteur im Interview.

 

tempel gfw 2016Georg, herzlichen Glückwunsch! Zack Nummer 200. Wer hätte das gedacht? Du etwa?

Erstmal danke für die Glückwünsche. Tatsächlich hatte ich mir darüber nie Gedanken gemacht und finde es jetzt toll, dass wir 200 Ausgaben erreicht haben.

Du bist seit 2009 Chefredakteur von Zack. 77 Ausgaben gehen auf Dein Konto, damit hast Du längst Martin Surmann und Mirko Piredda überholt überholt und bist von allen Redakteuren des Mosaik-Zacks der mit dem längsten Durchhaltevermögen. Wie war das damals, als Du für den Posten angeheuert wurdest und welche Ziele hattest Du Dir gesetzt?

Es macht immer noch Spaß. Als Ehapa und ich im Prozess der Trennung waren, und das dauerte von März bis September 2009, habe ich mich im Sommer mit Klaus Schleiter getroffen, der mir eröffnete, dass man auf der Suche nach einem neuen Chefredakteur wäre. Das fand ich sehr spannend. Vor allem auch, weil ich Ende der 1980er Jahre mit dem Comicspiegel des Reiner-Feest-Verlags schon einmal in Richtung Zack gegangen bin. Klaus und ich, wir waren uns dann auch rasch einig.

Die Jubiläumsausgabe hat einen Mehrumfang von 100 Seiten, die vor allem von der Reinkarnation von Bob Morane bestritten werden. Neben dem ebenfalls in Zack 200 laufenden Tanguy-und-Laverdure-Abenteuer kehrt damit ein weiterer alte Helden aus Koralle-Zeiten zurück. In Deinen Anfangsjahren als Zack-Chefredakteur hast Du stets erklärt, dass Dein Zack moderner sein soll und die alten frankobelgischen Helden nicht gerade auf dem Wunschzettel stünden. Warum hat sich die Haltung geändert? 

Nun, ich habe immer gesagt, dass ich keine alten Geschichten aus den 1960er oder 1970er Jahre im Heft haben will, da wir kein Nostalgie-Magazin sind. Gegen neue Storys der alten Helden hatte ich nie etwas. Deshalb haben wir ja auch schon Andy Morgan veröffentlicht. Und Bob Morane Renaissance hat sich da geradezu aufgedrängt.

Das Jubiläumsheft ist im redaktionellen Teil eher Standard. Eine Bob-Morane-Retrospektive ist zwar für das nächste Zack angekündigt, wäre hier aber sinnvoll gewesen. Die Rückschau auf 200 Ausgaben Zack ist zwar eine lobenswerte Fleißarbeit, aber letztlich eine nahezu unlesbare Faktenhuberei, was man in tabellarischer Form hätte ins Internet stellen können. Auch der Rest ist das gleiche, alte »Gleiche-Alte«. So richtig Jubiläumsstimmung will da nicht aufkommen? Wurdest Du vom Jubiläum überrascht? [schmunzelt]

Bei Zack kommt es den Lesern mehr auf die Comics, denn auf das Redaktionelle an, weshalb wir hier tatsächlich eher den Standard einhalten. Und leider haben wir die Rechte an Bob Morane Renaissance dann auch so kurzfristig bekommen, dass sich kein Autor mehr fand, der den Artikel rechtzeitig hätte fertigstellen können.

Ansonsten ist das alles auch nicht mehr so einfach, wenn man ein tolles Jubiläumsheft mit verschiedenen Kurzgeschichten hätte machen wollen. Bei den Lizenzgebern wird mittlerweile auch aufs Geld geschaut, weshalb man kaum noch einzelne Kurzgeschichten bekommt. Die Zeiten, in denen man sich etwa kleine Happen aus dem Spirou-Magazin aussuchen oder Raritäten aus alten Tagen bekommen konnte, sind definitiv vorbei. 

Mittlerweile haben wir hier amerikanisches Niveau, wo es wichtig ist, dass die Anfrage eine bestimmte Summe einbringt. Zusätzlich mahlen die Mühlen so langsam in Frankreich, dass man kaum noch richtig planen kann. Auf Tanguy & Laverdure habe ich sage und schreibe zwei Jahre gewartet. Und die Fortsetzung von Black Crow kann nicht kommen, weil es der Lizenzgeber bis heute nicht geschafft hat, wenigstens mal die Originalalben zu schicken.

Wie hat sich die Auflage von Zack in den letzten Jahren entwickelt?

Meines Wissens nach ist die Auflage in den letzten Jahren konstant geblieben, mit einer leichten Verschiebung zu den Abonnenten hin.

Im Jahr 2016 hätte Zack einen Facelift verdient. Das Layout wirkt in die Jahre gekommen. Wie stark hast Du Einfluss auf solche Dinge?

Mit Facelift sind wir ganz vorsichtig. Das letzte Mal, als ich das Heft 2009 übernommen habe und ein paar Dinge ändern ließ, wurde das von den Fans teilweise nicht gut aufgenommen. Ich habe den Eindruck, dass das Heft unseren Lesern so wie es ist gefällt.

Was ist für 2016 geplant?

Klar habe ich bestimmte Dinge auf dem Zettel, die ich gerne bringen würde, aber da davon noch nichts spruchreif ist, möchte ich da auch noch kein großes Aufheben darum machen. Also einfach überraschen lassen. [lacht]

Die Fragen stellte Matthias Hofmann

Foto © Georg F.W. Tempel, Abbildung © Mosaik Steinchen für Steinen Verlag, Bob Morane © Armand/Brunschwig/Lombard


Weiterführende Links:

Homepage: ZACK-Magazin

Interview mit Georg F.W. Tempel: 150 Ausgaben ZACK